Die Olympischen Spiele ermutigen Russland nicht zu einem Friedensabkommen. Im Gegenteil, die olympi sche Bewegung ist zu einem mächtigen Instrument geworden, um die koloniale, offensive Politik Russ lands und die Normalisierung der Aggression zu beschönigen. Die Olympische Charta sieht jedoch hierbei keine Sanktionen für einen solchen Einsatz von Sport in der Propaganda vor.

Quelle: https://www.insidethegames.biz/articles/1122396/putin-beijing-2022-medallists-awards

Unsere einzige Forderung an das IOC ist es, aufzuhören, den Krieg und die Kriegsverbrechen gegen die Menschheit zu tolerieren. Denn humanistische Werte gelten nur dann, wenn sie in die Praxis umgesetzt werden und nicht nur auf dem Papier erklärt werden, wie es derzeit der Fall ist.

Ukrainische Sportler, die von Russland ermordet worden:

Das sind unsere Argumente gegen die Zulassung von russischen und belarusischen Athleten:

    1. Jedes nicht-demokratische System schränkt den Pluralismus ein und unterdrückt diejenigen, die versuchen, sich dem Regime zu widersetzen. Das ist die Diskriminierung der Bürgerrechte durch den eigenen Staat. Weder das russische noch das belarussische Regime lassen diejenigen, die mit der staatlichen Politik nicht einverstanden sind, zu den Olympischen Spielen, weil sie „unzuverlässig“ sind und den Ruf des Regimes schädigen können. Daher sind russische und belarussische Athleten dem Regime von vornherein treu ergeben und können nicht von ihrem eigenen Land und der vorherrschenden Ideologie isoliert werden.
    2. Der Sport mag von der Politik abgegrenzt sein, jedoch nicht die Sportler. In totalitären Staaten sind sie ein mächtiges Propagandainstrument. Es gibt viele Beispiele von Olympiasiegern, die während der öffentlichen Veranstaltungen dem russischen Angriffskrieg ihre Unterstützung aussprechen.
    3. Das IOC behauptet, die Ukraine logistisch und finanziell zu unterstützen, um eine Vorbereitung für die Olympischen Spiele 2024 und 2026 zu ermöglichen. Doch das IOC kann tote Athleten nicht wieder zum Leben erwecken oder die
      zerstörten Trainingszentren kurzfristig wieder aufbauen, denn das ist während des aktiven Beschusses ziviler Infrastruktur unmöglich umzusetzen. Ebenso wenig kann das IOC einen geregelten Trainingsablauf während Raketenangriffen und ständigen Strom- und Heizausfällen gewährleisten. Das IOC kann weder die Zwangsumgesiedelten zurückbringen, noch normale
      Lebensbedingungen gewährleisten. All diese Faktoren wirken sich negativ auf die geistige und körperliche Verfassung der ukrainischen Athleten und damit auf ihre sportlichen Leistungen aus.
    4. Russland verletzt grundlegende Menschenrechte – das Recht auf Leben und das Recht auf Sicherheit. Die Liste der toten ukrainischen Sportler umfasst mehr als 250 Personen und diese Zahl wächst täglich. 16 Athleten wurden durch Militäraktionen verletzt, noch 28 befinden sich in russischer Gefangenschaft. Weitere 6 Personen gelten als vermisst. 120 Sportanlagen wurden zerstört, über 300 Sportschulen existieren nicht mehr, 150.000
      Sportler können das Training nicht fortsetzen, da ihnen einfach die Bedingungen dafür fehlen.
    5. Laut der Olympischen Charta ist einer der Hauptwerte der olympischen Bewegung das Recht, Sport zu treiben – was während terroristischer Anschläge Russlands gegen die Zivilbevölkerung der Ukraine massiv eingeschränkt und nur unter Inkaufnahme großer Risiken möglich ist. Die Anwendung der Normen der Charta darf nicht selektiv sein.
    6. Alle russischen Bürger sind in ihren Rechten und Freiheiten eingeschränkt. Russland diskriminiert seine eigenen Athleten und schränkt ihr Recht auf
      Meinungsäußerung ein: „Artikel 280.3 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation sieht die Verantwortung für die Diskreditierung der Streit-
      kräfte der Russischen Föderation vor, Artikel 284.2 des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahre für Aufrufe zu Sanktionen gegen Russland, russische Bürger und Untenehmen vor“. Sie können Putin und die wichtigsten Propagandisten nicht einmal
      öffentlich verurteilen.

      Es gilt strafrechtliche Verfolgung für einen öffentlichen Aufruf zur Rückgabe der von Russland besetzten unkrainischen Gebiete: „Artikel 280.1 des Strafgesetzbuch der Russischen Föderation: öffentliche Aufrufe zu Maßnahmen zur Verletzung der territorialen Integrität der Russischen Födera-
      tion“.

      Das IOC behauptet unpolitisch zu sein, verhandelt die Organisation der Spiele jedoch nicht direkt mit den Athleten, um Diskriminierung zu vermeiden
      oder Fälle von Verstößen gegen die Olympische Charta als neutrale Partei unabhängig zu erfassen, sondern mit politischen Eliten.
    7. Die Mehrheit der russischen Athleten sind Mitglieder des Zentralen Sportklubs der Armee (abgekürzt ZSKA) und sind Soldaten und Soldatinnen im aktiven Dienst. Jede*r von ihnen kann jederzeit an die Front geschickt werden, um an
      Feindseligkeiten teilzunehmen. Nach eigenen Angaben stellten ZSKA-Athleten bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ein Drittel der russischen Nationalmannschaft dar und gewannen 45 (64%) der insgesamt 71 Medaillen, sowie 11 von 20 Goldmedaillen. Die Sportschulen von ZSKA sind in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine tätig, insbesondere in Sewastopol (Krym). Es kann nicht sein, dass das IOC davon nichts weiß.
    8. Das IOC behauptet, die Kommunikationswege offen halten zu wollen und erhebliche Fortschritte bei den Friedensabkommen gemacht zu haben. Als Beispiel werden die Konflikte zwischen Israel und Palästina, der militärische Konflikt in Kosovo usw. genannt. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass der Angriffskrieg, der von Russland gegen das gesamte Volk der Ukraine entfesselt wurde, weder von den Motiven (Völkermord), noch vom Ausmaß her einem Krieg nach dem Zweiten Weltkrieg ähnlich ist. Somit sind Vergleiche mit
      Bürgerkriegen und Konflikten in anderen Ländern unangemessen.
    9. Das IOC betont, dass der Ausschluss von Ländern auf UN-Sanktionen zurückzuführen ist. Allerdings sind UN-Sanktionen jeglicher Art unmöglich
      einzuführen, da Russland ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrates mit Vetorecht ist. Das IOC manipuliert bewusst oder unbewusst, ohne die
      wahren Gründe für das Fehlen solcher Sanktionen und die Rolle Russlands im UN-Sicherheitsrat zu nennen.
    10. Das IOC kann nicht garantieren, dass die Erfolge von russischen und belarusischen Athleten unter der weißen Flagge nicht dazu verwendet werden,
      die Propaganda für den Krieg sowohl gegen die Ukraine, als auch mögliche zukünftige Kriege gegen andere souveräne Staaten zu fördern.
      Sanktionen gegen solche Länder sieht das Internationale Olympische Komitee nicht vor.

Quellen:

Q&A on solidarity with Ukraine, sanctions against Russia and Belarus, and the status of athletes from these countries, URL: https://olympics.com/ioc/news/q-a-on-solidarity-with-ukraine-sanctions-against-russia-and-belarus-and-the-status-of-athletes-from-these-countries (abgerufen am 17.03.2023)

Warum tragen russische Athleten militärische Ränge? Was ist der Vorteil? Wie dienen sie? Ist dies eine Voraussetzung? URL(auf Russisch): https://gol.ru/materials/16724-why-do-russian-athletes-wear-military-ranks (abgerufen am 17.03.2023)

Die feierliche Verleihung der Staatspreise an die Sieger der XXIV. Olympischen Winterspiele in Beijing, URL (auf Russisch): http://kremlin.ru/events/president/news/68281 (abgerufen am 17.03.2023)

Zolotov überreichte Auszeichnungen an olympische Athleten der Russischen Nationalgarde, URL (auf Russisch): https://www.kp.ru/daily/28331/4475517/ (abgerufen am 17.03.2023)